Wer in Deutschland unter 18 Mutter wird, ist fünfmal häufiger Hauptschüler als Gymnasiast.
Wenn Akademikerinnen ihr erstes Kind bekommen, sind andere Eltern schon Großeltern geworden. Die einen kriegen Kinder ungewollt, die anderen sehnen sie herbei oder planen sie bewusst. Aber was heißt schon ungewollt? Haben wirklich alle 17jähringen Mütter die Pille vergessen? Warum schrecken Jugendliche vor Abtreibung zurück, während Frauen Mitte zwanzig es für ein legitimes Mittel ihrer Lebensplanung halten?
Und warum wollen Frauen überhaupt Mutter werden? Welche Sehnsucht verbinden sie damit? Oder ist es doch einfach nur genetische Programmierung? Ist die Mutterrolle ein willkommener Ausweg, wenn die Zukunft einem Angst macht? Egal, ob man gerade sein Studium abgeschlossen hat und nun befürchtet, keinen Einstieg in die Arbeitswelt zu finden oder ob man keine Idee hat, was man nach der Schule für eine Ausbildung machen sollte:
Sind nicht gerade das die Momente, in denen Frauen schwanger werden?
Mutter-Sein als Fluchttür aus der Überforderung, sich ständig seine Biographie basteln zu müssen, wissen zu müssen, was man will und wer man ist? Dem Leben einen Sinn zu geben, der unabhängig macht von beruflichem Erfolg, gesellschaftlichem Leistungsanspruch und ständiger Selbstbefragung?
Welche Rollenmuster erfinden wir, welche spielen wir nach auf der Suche nach dem großen Glück?
Und singen wir alle die selben Lieder, wenn wir unsere Kinder ins Bett bringen?
Mutterglück. Eine szenisch-musikalische Installation von der großen Sehnsucht.
MUTTERGLÜCK entstand aus einer mehrmonatigen Recherche in Halle im Rahemn des Stipendiums FORMAT- Neue Wege in der Kultur 2009/10 am Thalia Theater Halle. Aus Gesprächen, Interviews auf der Straße und Einträgen in Internetforen haben wir fiktive Texte, dokumentarische Videos und Animationen entwickelt.
MUTTERGLÜCK ist weniger ein Theaterabend als vielmehr eine Art szenisch-musikalischer Installation, lädt ein zur Beobachtung und klammert die eigenen Positionen der Darsteller auf der Bühne nicht aus.
SInd manche Lebensentwürfe aus einer bürgerlichen Position heraus vielleicht gar nicht zu verstehen? Gibt es noch einen sozialen Gestus der Familienplanung? Gibt es Geschichten, die nicht erzählbar sind?
Wie kann man die Geschichten von Frauen erzählen, denen selbst die Worte fehlen?